Sentana Stiftung

Sauwohl sieht anders aus – Schweine in der Landwirtschaft

In der modernen Landwirtschaft spricht man schon seit Langem nicht mehr von „Tierhaltung“, sondern von der „Tierproduktion“. Schließlich geht es vor allem darum, dass die Tiere ein „Produktionsgut“ in einem System sind, das möglichst große Erträge in möglichst kurzer Zeit bringen soll. Jeder Aspekt dieses Systems ist auf wirtschaftliche Effizienz ausgelegt, also darauf, dass die Tierproduzenten immer größere Gewinne einfahren können. In welchem Ausmaß der Tierschutz dabei auf der Strecke bleibt, ist den meisten Menschen nur schemenhaft bewusst.

Hansi im alten Zuhause – auf Betonboden, ohne Stroh, ohne Fenster und Kontakt zu Artgenossen

Gerade Schweine sind in dieses System im höchsten Maße eingebunden: Je nachdem, ob es sich um Mastschweine oder Zuchtsauen handelt, sind die Tiere für jeweils einen der Bereiche zu einem Hochleistungstier gezüchtet worden. Die Gesundheit muss sich weit hinter der wirtschaftlichen Leistung anstellen. Masttiere sind über Generationen so weit gezüchtet worden, dass sie in kürzester Zeit an genau den gewollten Körperstellen möglichst viel Masse ansetzen. Ihr Herz und ihre inneren Organe sowie in der Regel auch ihre Beinmuskulatur, sind für so ein massives Wachstum aber nicht ausgelegt. Das macht die Tiere hochgradig empfindlich und wenig belastbar. Ihre natürliche Lebenserwartung wird auf Grund von massiver Krankheitsanfälligkeit deutlich verringert.

Schweine werden in den meisten Ställen auf einem sogenannten Spaltenboden aus Beton gehalten, durch dessen Spalten Harn und Kot durchgetreten werden und direkt abfließen können. So erging es auch unseren ehemaligen Zuchteber Hansi, der bei uns im Dorf Sentana zum ersten Mal in der Sonne liegen und ein Schlammbad nehmen durfte.

Für die neugierigen, wühlbegeisterten und eigentlich liebend gern Strohnester bauenden Tiere, bieten die kargen Betonbuchten keinerlei Komfort und Abwechslung. Ohne jegliche äußere Stimulation, wie Heu zum Wühlen oder Gegenstände zum daran Knabbern, können Schweine auf diesem engen Raum zudem Verhaltensstörungen entwickeln. Es wird gebissen, geschubst und es kann auch Kannibalismus unter den gestressten Tieren auftreten. Männliche Ferkel werden bis heute aus Kostengründen komplett betäubungslos kastriert und ihnen werden die Eckzähne abgeschliffen, was ebenfalls mit enormen Schmerzen verbunden ist. Eigentlich sollte die Vorgehensweise schon seit letztem Jahr verboten sein, aber die Schweineindustrie setzte sich mit einer Verlängerung der Frist bis Ende 2020 durch.

Zuchtsauen hingegen werden nach einer besonders hohen Fruchtbarkeit und Wurfgröße ausgewählt. Sie verbringen gute sechs Monate im Jahr im sogenannten Kastenstand, einer Form der Einzelfixierung. Dabei handelt es sich um eine rechteckige Metallkonstruktion, kaum größer als die Tiere selbst, in der sie sich weder umdrehen, noch gemütlich mit ausgestreckten Beinen seitlich hinlegen können. Sie verbringen dort fast komplett fixiert gute fünf Wochen im Besamungszentrum, damit nach künstlich hervorgerufener Brunst eine Trächtigkeit in jedem Fall gewährleistet ist. Zwar folgt daraufhin eine Wartephase, die die Sauen in einem Gemeinschaftsstall verbringen, aber eine Woche vor der Entbindung und die gesamte Zeit über, in der sie die Ferkel gebären und säugen, sind sie wieder vollkommen fixiert. Schon nach drei bis vier Wochen werden sie schließlich von ihrem Wurf getrennt und ohne Erholungspause wieder für die nächsten Wochen im Besamungszentrum in den nächsten Schwangerschaftszyklus versetzt. Es ist ein eintöniges, von Langeweile und Schmerzen geprägtes Dasein, das man eigentlich keinem Tier wünscht, aber das Jahr für Jahr, Fruchtbarkeitszyklus für Fruchtbarkeitszyklus von den Zuchtsauen ertragen werden muss.

Sentana Stiftung