Sentana Stiftung

Das Sozialverhalten von Hühnern

Ein Beitrag vom Hühner-Hof

Jeder hat schon einmal von der Hackordnung bei Hühnern gehört. Das klingt zuerst einmal aggressiv, ist es aber nicht. Hühner sind soziale Tiere, die eine Rangordnung festlegen, bei der die unteren Ränge einen häufiger Rückzieher machen. Auch bei anderen Tieren, die in kleinen Verbänden zusammenleben, gibt es eine Rangordnung, mit der das Zusammenleben friedlicher bleibt. Doch beim Aufwachsen oder Kennenlernen wird diese Rangordnung erst einmal erkämpft.

Jedes Huhn möchte möglichst weit oben im Rang sein. Ein ranghohes Huhn hat beim Futter, bei den besten Schlafplätzen oder auch beim Sandbaden den Vorteil, dass rangniedrige Hühner ausweichen. Die Hackordnung der Hühner bringt weitere Vorteile: Naheliegend ist, dass die kräftigsten Junghühner sich die besseren Ränge erstreiten und auch bis ins Alter verteidigen können. Diese stärkeren Tiere erstreiten sich einen Vorteil, der ihr Überleben sichert und durch den sie sich häufiger fortpflanzen können. Würden sich immer die kränklichen Hühner reproduzieren, wäre das auf Dauer für den Hühnerbestand sehr ungünstig.

Gradlinige Hackordnung

Meistens ist die Hackordnung unter Hühnern linear: Eine Henne ist stärker als die andere. Diese wiederum ist stärker als die dritte Henne. Damit wird von der dritten Henne meist akzeptiert, dass sie auch der ersten und nicht nur der zweiten unterliegt. In Hühnerherden gibt es Ausnahmen, da es nicht zig Rangebenen gibt. Die einmal akzeptierten Ränge werden meist beibehalten, bis sich das Kräfteverhältnis durch Alter oder Krankheit deutlich ändert.

Hahn und Henne

Nicht nur die Hackordnung, auch der Hahnenkampf wird den meisten als Begriff bekannt sein. Hähne wollen eine kleine Hühnergruppe beschützen und Nachwuchs zeugen. Da ein Hahn direkt mehrere Hennen beansprucht, die Küken aber 1 zu 1 männlich und weiblich sind, reicht die Anzahl der Hennen nicht aus. Der kräftigere Hahn soll sich durchsetzen, um die besseren Erbanlagen weiterzugeben. Genau das geschieht im Hahnenkampf, der leider tödlich enden kann. Hähne sind schwerer, müssen aber keine Eier legen und brauchen deswegen weniger Nahrung als die Hennen. Findet der Hahn Futter, wird er dieses den Hennen durch spezielle Ruflaute melden. Er achtet darauf, dass sie am Abend Schutz im Hühnerstall oder auf einem Schlafbaum aufsuchen. Den Hennen werden sogar Legenester gezeigt. Das typische Bild ist, dass die Hühner nach Futter suchen und der Hahn dabeisteht und schaut, ob alles sicher ist. Wenn nicht, warnt er die Hühner und alle suchen Deckung auf.

Die Hennen fühlen sich beim Hahn sicherer. Wird dieser jedoch alt, kann er im Kampf gegen einen jüngeren Hahn nicht bestehen und muss weichen. Auch von heranwachsenden Hähnen schirmt sich die Henne mit ihren Küken ab und schützt diese vor dem Hahn und anderen Bedrohungen.

Henne und Küken

Genau wie Hahn und Henne mit einer Lautsprache aus Lockrufen, Warnrufen und Inforufen kommunizieren, so gelingt dies auch zwischen Henne und Küken. Diese Kommunikation beginnt bereits 24 Stunden vor dem Schlüpfen. Wenn die Henne ihre Küken führt und eines sich verloren fühlt, wird es nach der Mutter rufen. Die Henne antwortet und das Küken kann zu ihr laufen. Das Küken kann durch verschiedene Rufe mit der Henne interagieren, wodurch es Futter findet, nicht verloren geht sowie bei der Henne Schutz findet.

Foto: Dorf Sentana

Sozialverhalten in Hühnerherden

Bei vielen Haltern leben nicht nur ein paar Hennen mit einem Hahn zusammen. Es werden häufig ganze Hühnerherden gebildet, in denen es auch mehrere Hähne gibt. Dieses geht bei den meisten Rassen dann, wenn es genug Platz und genug Hühner gibt sowie die Hähne einander bereits kennen. Wer die Hahnenküken absondert, kann sogar Gruppen mit Junghähnen aufziehen, in denen sich aber später dann doch Streitsituationen entwickeln können. Wenn diese Junghähne sich kennen, vertragen sie sich später auch in der Hühnerherde besser.

Wichtig bleibt für die friedliche Hackordnung der Hühner jedoch immer, dass es genug Platz gibt. Die rangniederen Hühner müssen ausweichen können, sonst werden sie intensiv gehackt. Auch für Hähne in der Hühnerherde muss es genug Platz geben, damit Streithähne sich aus dem Weg gehen können. Wer frische Hähne in die Gruppe mit alten Hähnen und vielen Hennen setzt, sollte also erst einmal alles gewissenhaft beobachten. Bei aggressiven Hühnerrassen muss es entsprechend mehr Ausweichfläche geben. Wichtig bleibt immer, dass es deutlich mehr Hennen als Hähne gibt. Dann können mit einigen Hühnerrassen auch 3 Hähne mit 20 Hennen gehalten werden. Wenn in eine Hühnergruppe frische Hühner oder Hähne eingesetzt werden, ist es immer für einige Tage unruhig, da die Hühner ihre Hackordnung neu erstreiten müssen.

Als Halter den Hühnern helfen

Rangniedere Hühner sollen nicht zu kurz kommen und nicht ständig gehackt werden. Der Halter muss also darauf achten, dass bei einer Fütterung alle Hühner ans Futter gelangen können. Zudem sollen die Sitzstangen alle auf gleicher Höhe sein und es muss für alle Hühner Platz da sein. Die Hühner brauchen dann nicht um das Futter oder den höchsten Schlafplatz kämpfen. Wenn die Hühner zum Federpicken oder sogar Kannibalismus übergehen, liegt es meist an Haltungsfehlern. Bei einem Nährstoffmangel picken Hühner auch ihre Eier auf oder fressen Federn. Liegt es nicht an der Haltung, können unterlegene Hühner vielleicht in eine eigene Gruppe separiert werden. Bei guten Haltungsbedingungen mit genug Platz ist das aber praktisch nie nötig. Deswegen kommt es auf die artgerechte Haltung an, da auch Hühner empfindsame Wesen sind.

 

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