Sentana Stiftung

Ein Jahr in Freiheit und Vogelgrippe

Der März war im Dorf Sentana neben den Corona-Maßnahmen vor allem von zwei Ereignissen bestimmt. Dem 1-jährigen Sentana-Jubiläum unserer ehemaligen Legehennen und dem Ausbruch der Vogelgrippe in Ostwestfalen.

Genau ein Jahr ist es her, dass wir 15 Legehennen über Rettet das Huhn e.V. aufnahmen. 15 kleine, zerpickte, halbnackte Wesen aus einer Bodenhaltung. Nach kurzem Misstrauen lebten sich alle Hühner schnell bei uns ein und freuten sich über Gras, Sonne und Freiheit. Irgendwann wuchsen die ersten Federn und man sah deutlich, wie sie sich erholten. Es wurde Gras gepickt, sich gesonnt und Staubbäder genommen.
Ein Jahr später sind aber leider nur noch sechs Hühner bei uns, die anderen neun verstarben im Laufe des letzten Jahres. Die Todesursachen waren unterschiedlich, aber häufig auf die schlechten Lebensbedingungen in der Massentierhaltung und die Überzüchtung zurückzuführen.

So starb Berta an starker Atemnot bzw. wurde sie deswegen eingeschläfert, der Grund dafür war eine total kaputte Lunge. Vermutlich eine Folge der schlechten Luft in der Halle, aus der die Hühner stammen. Franziska und Ute hatten einen Tumor im Bauchraum, Wilma hatte einen Legedarmvorfall und Lotte den ganzen Bauchraum voller Eierstockzysten. Keinem dieser Hühner konnte dauerhaft geholfen werden, doch sie alle durften wenigstens für Wochen und Monate erfahren, was es heißt ein richtiges Hühnerleben zu führen.

Für uns war die Aufnahme der ehemaligen Legehennen auch eine ganz neue Erfahrung. Noch nie zuvor hatten wir eine Tiergruppe, die uns so viele Sorgen bereitet hat wie diese Hühner. Gerade wenn ein Huhn wieder fit war, wurde ein anderes auffällig und wir waren unzählige Male beim Tierarzt. Mehr als einmal dachte man, dass man nie wieder Hühner aufnimmt, weil die emotionale Belastung teilweise so enorm war. Doch wenn man die Hühner glücklich auf der Wiese herumlaufen sieht, weiß man, dass es das alles wert ist und letztendlich sind wir dazu da, es auszuhalten, dass es auch viele Probleme gibt.

Besonders schlimm sahen anfangs zwei Hühner aus, Henrieke und Gerda. Henrieke war ein fast nacktes kleines Wesen, das einen neongelben Pullover trug und dankbar jeden Sonnenstrahl aufnahm. Leider war sie die Erste, die verstarb. Es tat uns unendlich leid, dass sie nach der Rettung nur zwei Wochen bei uns hatte.
Fast genau so schlimm sah Gerda aus und es dauerte nicht lange bis sie plötzlich krank und schwach im Hühnerhaus saß. Eireste kamen aus ihr heraus und wir befürchteten das Schlimmste, aber nach einer Woche beim Tierarzt, kam sie gut erholt zurück und lebt seitdem ihr Leben ohne weitere Vorfälle. Ihr Federkleid hat sich wahnsinnig gut erholt und sogar in der Rangordnung ist sie nicht mehr auf dem letzten Platz. Diese Veränderung zu sehen ist einfach schön und wir hoffen, dass Gerda, Maja, Carlotta, Pauline, Ilona und Margarethe noch lange ihr 2. Leben genießen dürfen.
Wenn ihr Fotos von der Ausstallung unserer Hühner sehen möchtet, dann schaut auf der Facebook-Seite von Rettet das Huhn e.V. vorbei und scrollt zum Beitrag vom 18. Mai 2020.

Ein sehr schlimmes Thema, mit dem wir uns diesen Monat beschäftigen mussten, ist die Vogelgrippe. Monatelang schwebte das Thema wie ein Damoklesschwert über einem und Anfang des Monats war dann klar: nach zwei Fällen von Vogelgrippe in Gütersloh und Paderborn, wird eine Stallpflicht für Geflügel verhängt. Das heißt, unsere Hühner dürfen zur Zeit nicht auf der Weide leben, da bei der Stallpflicht ein Dach vorhanden sein muss und es keinen Kontakt zu Wildvögeln geben darf.
Nach einigem Hin und Her entschieden wir, dass unsere Hühner in eins der Heulager ziehen werden. Dort haben sie immer noch Tageslicht und Auslauf und es werden alle Vorschriften erfüllt.

In betroffenen Betrieben mit Fällen von Vogelgrippe werden gesetzlich vorgeschrieben vorsorglich alle Tiere getötet. Das betraf in Gütersloh 20000 Mastenten.  Wie lange die Stallpflicht dauern wird, ist völlig unklar. Es ist aber zu hoffen, dass keine weiteren Fälle von Vogelgrippe mehr auftreten werden.

Foto: Ronja Erdmann Fotografie – ronjasphotoliebe

 

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