Sentana Stiftung

Kaninchenhaltung im Frühling

Ein Gastbeitrag von Möhren sind orange e.V. 

Langsam wird es wieder wärmer und sogar das erste Grün sprießt schon wieder aus dem Boden. Bald werden sich wieder einige Fragen häufen, wie z.B.: 

  • Wann können meine Kaninchen nach draußen umziehen?
  • Welche Pflanzen kann ich verfüttern?
  • Hilfe, mein Kaninchen haart ganz doll. Was kann ich tun?
  • Mein Weibchen hat ein Nest gebaut und jetzt?
  • Plötzlich jagt sich meine zuvor harmonische Gruppe, muss ich sie trennen?
  • Muss ich meine Kaninchen im Frühling impfen und wenn ja gegen was? 

Im Folgenden werden wir euch diese Fragen beantworten und noch den ein oder anderen Tipp geben, was man im Frühjahr alles beachten sollte. 

Gartenauslauf

Wenn die Kaninchen den Winter über in Innenhaltung verbracht haben, können sie erst wieder nach draußen, wenn es 12°C oder mehr hat. Dies ist meist Ende April/Anfang Mai der Fall. Bitte bedenkt, dass euer Außengehege rundum, also auch von oben und unten gesichert sein sollte und eine Fläche von mindestens 3m² pro Nase bietet. Wenn ihr einen Garten und die Fläche für ein Außengehege habt, werdet ihr sehen, dass es für ein Kaninchen nichts Schöneres gibt, als sich in der Sonne wälzen und mit Wiese unter den Pfoten Haken schlagen zu können! 

Wiesenfütterung

Da das erste Grün bereits sprießt, wird es nicht mehr lange dauern, bis es bald wieder so hoch gewachsen ist, dass man die Ernährung von Gemüse auf Grünfutter und frische Zweige umstellen kann. Löwenzahn, Spitzwegerich, Breitwegerich, Vogelmiere, Gänseblümchen, Sauerampfer, Bärlauch und Brennnesseln gehören zu den ersten Wiesenkräutern und können nach einer An- und Umgewöhnungszeit ad libitum gefüttert werden. Das ist mit Abstand die beste, natürlichste, günstigste und gesündeste Variante eure Kaninchen zu ernähren! Wichtig ist nur, dass ihr darauf achtet,  nur dort zu pflücken, wo die Wiese keiner allzu großen Belastung durch Abgase, Hundekot o. ä. ausgesetzt ist. Füttert man ausschließlich Wiese, Zweige und Heu, was für die Kaninchen absolut kein Problem ist – im Gegenteil sogar – dann sollte man darauf achten, ihnen eine möglichst hohe Artenvielfalt anzubieten. 

Frühlingsgefühle

Mit den immer wärmer werdenden Tagen, kann es aber auch zu Frühlingsgefühlsausbrüchen bei den Kaninchen kommen. Das äußert sich z. B. in erneuten Rangkämpfen, rammeln, Jagereien und Scheinträchtigkeiten bei den Häsinnen. Hier heißt es ganz klar Ruhe bewahren sowie für Abwechslung und Beschäftigungsmöglichkeiten sorgen. Streitereien legen sich in der Regel nach ein paar Tagen wieder. Meist steckt ein scheinträchtiges, rammelndes Weibchen als Ursache dahinter. Hier bitte die Tiere nicht trennen, sondern einfach machen lassen. Ausnahmen dabei sind natürlich große, blutige Wunden. Bauen die Weibchen ein Nest, so stellt man ihnen genügend Nistmaterial (Heu, Stroh) zur Verfügung und lässt das Nest so lange in Ruhe, bis die Häsin das Interesse daran verliert. Das kann schon mal ein paar Tage dauern. Ansonsten würde sie sich aber direkt wieder neues Fell ausreißen und ein neues Nest bauen. Quiekende scheinträchtige Damen sind übrigens nicht besorgniserregend, das gehört mit zum „Programm“. Häufen sich die Scheinschwangerschaften (mehr als 4 pro Jahr) und ist die Häsin dadurch auch gestresst, aggressiv, dominant und im Buddelwahn, sollte man sich Gedanken über eine Kastration machen. 

Fellwechsel

Ein leidiges Thema. Alles Jammern hilft nichts, die Langohren müssen ja ihre dicke Unterwolle loswerden, um die steigenden Temperaturen ertragen zu können. Vor allem bei langhaarigen und sehr sozialen Kaninchen, die alle anderen Kaninchen gerne ausgiebig putzen, sollten unterstützende Maßnahmen getroffen werden. Bei allen anderen kann es natürlich auch nicht schaden. Köttelketten sind erstmal nicht bedenklich, denn es bedeutet, dass die abgeschluckten Haare wieder herauskommen. Damit dies auch der Fall bleibt, kann man ölhaltige Saaten, wie Leinsamen, Sonnenblumenkerne, Sesam oder Kürbiskerne verfüttern. Ebenso kann man Paraffin-, Lein- oder Sonnenblumenöl über das Futter oder direkt 1-2 ml pro Kaninchen ins Mäulchen geben. Tägliches Bürsten verringert das Risiko, dass zu viele Haare abgeschluckt werden. Wichtig ist, alle Kaninchen in dieser Zeit gut zu beobachten und bei möglichen Verhaltensänderung schnell zu reagieren. Denn die abgeschluckten Haare können sich im Magen zusammenballen, den Magenausgang verstopfen und so zu einer lebensgefährlichen Magenüberladung führen. 

Impfungen

Viele Halter impfen im Frühling gegen RHD und Myxomatose, denn mit dem Frühling beginnt auch wieder die Zeit der Fliegen, die neben kontaminiertem Futter die häufigste Übertragungsursache dieser Kaninchenseuchen sind. Es gibt auch noch eine Impfung gegen den Kaninchenschnupfen, diese ist allerdings sehr umstritten. Im Prinzip muss jeder Halter selbst entscheiden, ob er impfen möchte oder nicht. Dafür sollte er sich umfassend aus verschiedenen Quellen informieren. Wir vom MSO raten zum Impfen, vor allem in Risikogebieten. Jedoch ist wichtig zu wissen, dass eine Impfung nicht vor der Erkrankung selbst schützt, sondern nur vor den tödlichen Folgen. Sprich, man hat meist nur eine Behandlungschance, wenn die Tiere vorher geimpft wurden. Man kann gegen RHD und Myxo entweder jährlich impfen (Nobivak) oder halbjährlich (Cunivak). Der Hersteller von Cunivak behauptet, dass dieser Impfstoff auch einen Teilschutz gegen die mutierte Form von RHD bietet, das seit 2010 bekannte RHD2. Allerdings ist dieser Schutz noch nicht bestätigt! 

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